Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

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Peter

Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Peter »

Hallo!

In verschiedenen Foren werden amüsant gereimte "nachtodliche Belehrungen" des Theologen und Arztes Johann Heinrich Jung-Stilling diskutiert. Diese sind bei dem URL

http://www.uni-siegen.de/~stilling/downloads.htm

abgelegt.

Mich würde es interessieren, wie diese **theologisch** zu beurteilen sind?

Danke, Peter
Engelbert Frank

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Engelbert Frank »

Hallo,

zu dem Thema konnte ich Folgendes herausfinden: Eine genaue Einordnung der sog. Nachtodlichen Belehrungen von Jung-Stilling ist schwierig. Eine kritische Werkausgabe scheint jedenfalls nicht zu existieren. Die Texte sind vor allem in spiritistischen Kreisen bekannt. Dort geht man davon aus, dass es sich tatsächlich um "nachtodliche" Belehrungen handelt. In der Zeit Jung-Stillings, der Romantik, gab es in der Tat zahlreiche Personen, die behaupteten, Jenseitskontakte zu haben. Es gibt auch die Vermutung, dass es sich bei den Nachtodlichen Belehrungen um "Spielereien" von Vertretern des Forschungsprojektes Jung-Stilling an der Universität Siegen handelt, die damit dessen Gedankengut bekannt machen wollen. Vielleicht sind es Vertreter dieses Projektes, die in den letzten Jahren in Internet-Foren die Diskussionen über die Texte anregen.

Engelbert Frank
Dominik

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Dominik »

Hey!

Also einfach zu lesen sind diese Texte nicht!
Da muß man schon bei jeder Zeile aufpassen.
Immerhin aber lohnt es sich.
Woher das kommt, ist mir letztlich egal.
Hauptsache, man gewinnt daraus Anregungen.

Gruß an alle, Dominik.
Carsten

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Carsten »

Hallo,

am heutigen Feiertag nahm ich mir die Zeit, einige der Jenseits-Botschaften von Hofrat Jung-Stilling durchzusehen.

Nach meinem Empfinden sind diese inhaltlich und auch sprachlich (paarig gleichsilbig gereimte, vierfüssige Jamben) aussergeöhnlich gut; und ich habe mir einige sofort downgeloadet (denn oft verschwinden ja solche Sachen wieder aus dem Netz).

Wie Dominik, so interessiert es auch mich letztlich wenig, woher diese Texte kommen.

Man sollte sie nutzen und vor allem auch in den jeweils beigegebenen Anmerkungen lesen.

Allen alles Gute, Carsten.
Nicy

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Nicy »

Hi Carsten,

ich schliesse mich in allem Dener Meinung an!
Vor den Ferien hatten wir in Religion diese in vielen Foren diskutierten "Jenseitsbotschaften" besprochen.
Unser Reli-Lehrer glaubt zu wissen, dass der Verfasser **aller** "Jenseitsbotschaften" ein Theologieprofessor ist.
Jedenfalls einmal etwas Anderes!

Tschau, Nicy.
Achmed

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Achmed »

wo kommen diese jehnseitsbodschaften her?
wircklisch vom hofrat jungstiling??
odda abba aus der hölle??
weiss jehmant wass?
Timo

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Timo »

Hallo Achmed!

Gerade eben habe ich mir diese Dateien auch einmal durchgeglickt.
Also auf jeder einzelnen Titeleite ist genau angegeben, dass hier der verstorbene Hofrat Jung-Stilling spricht.
Wieso Du zu der Vermutung kommst, das entstamme möglicherweise der Hölle, kann ich nicht nachvollziehen.
Immerhin sind doch alle Texte mit deutlichem christlichen Hintegrund, ohne jedoch im besonderen eine Konfession zu bekennen.
Jung-Stilling selbst war Reformierter, hatte aber auch viele Freunde unter Katholiken und Lutheranern.
Im übrigen schliesse ich mich dem oben abgegebenen Urteil von Carsten an.

Dir und allen viele Grüsse,
Timo.
Monika Eberle

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Monika Eberle »

Grüß Gott Nicy!

Daß nur *ein einziger* (ein Theologie-Professor) die Jenseitsbotschaften verfasst habe, glaube *ich* nicht!

Dafür sind sie viel zu weit auseinander.

Schaue Dir bitte einmal die Dateien unter "Theologie" einerseits und unter "Ökonomie" anderseits an.

Liebe Grüsse, Monika eberle.
Fridolin

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Fridolin »

Salu allerseits!

Vielleicht sollte man sich, anstatt über die Verfasserschaft allerwegs zu werweissen, einmal mit dem *Inhalt* nur einer einzigen der vielen "nachtodlichen Belehrungen" befassen?

Mir selbst und meinen Kolleginnen und Kollegen gab sehr viele Anregungen das, was über den "Auto-Wahnsinn" geschrieben ist.

Jung-Stiling zeigt hier schlussendlich auf, dass das Auto die Stelle des Mammon eingenommen hat, also zu einem Ersatz-Gott für viele Menschen wurde.

Statt GOttes-Dienst haben wir heutigs vielfach einen Auto-Kult. Hierzu ein Zitat:


"…Beachtet, wie das Auto wird
Geputzt, gestriegelt, aufgeschirrt,
Bemalt, gewachst, zurechtgemacht,
In Schaugepränge, Glanz gebracht,
Verschönt, bordürt, geölt, lackiert,
Mit Hingebung herausstaffiert;
Liebkost, geherzt, umgirrt, gehätschelt,
Gekrault, gestreichelt und betätschelt,
Und wie zu der Geschäftigkeit
Vertan wird gOttgeschenkte Zeit
(Für die am Ende Rechenschaft
Zu geben ist gewissenhaft):
Ich glaube, dass ihr dann erseht,
Wie die Beziehung hier verdreht!

Geht, Freimund, samstags übers Land!
Ihr habt in kurzem dann erkannt,
Dass ich in dem, was ich beschreibe,
Mitnichten irgend übertreibe!

Von morgens früh bis abends zehn
Seht ihr sie bei den Autos stehn.
Dort basteln, werkeln sie herum
Und bücken sich den Rücken krumm.
Kein Mittel bleibt da ungenutzt,
Durch das ihr Wagen aufgeputzt:
Mit Öl, mit Firnis, mit Glasur,
Mit Lack, mit Wachs, mit Politur
Verschönern zäh sie ihr Gefährt
Mit Eifer, der bewundernswert,
Wenn eingesetzt er würde so
In der Gesellschaft anderswo:
An Stellen, da Gefahr, da Not
Und Hilfe steht nicht zu Gebot…"


Genau so ist es doch allerorten hier in der Schweiz -- und in Deutschland sicher auch.

En Gruess an alli, Felix
Markus

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Markus »

Hallo Fridolin!

Ja: so ist es!
Das ist wirklich gut beobachtet.
Auch hier bei uns ist der Samstag Autoputztag geworden.
Und daß das Auto bei vielen ein Gott-Ersatz ist, dürfte ja nicht erst durch die "nachtodliche Belehrung" von Jung-Stilling aufgedeckt worden sein.
Aber diese zeigt ja noch weitere Aspekte des Autowahns auf, die man sich hinter die Ohren schreiben sollte.
Viele Grüße, :-) Markus.
Patrick

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Patrick »

Hallo!
Hier in Nordamerika ist das gleiche Bild zu beobachten.
Samstags ist Autoputztag!
Und der Hofrat Jung-Stilling aus dem Jenseits hat mit seiner Botschaft den Nagel genau auf den Kopf getroffen: wir alle haben das Auto zu unserem Gott gemacht!
In vieler Hinsicht gilt das auch für mich!
Gruss von weither, Patrick.
Gast

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Gast »

Na und?
Sollen wir eta wieder zu Fuß gehen oder
mit der Bahn fahren?
Übrigens: die meisten Pfarrer hierzuland kleben
doch auch am Auto!
Selma

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Selma »

Das ist eine überzeugende Argumentation!
Nur weil die Pfarrer "am Auto kleben", ist das, was der Jung-Stilling-Geist aus dem Jenseits sagt, nicht zutreffend?
Kopfschüttel, Selma.
Eugen Lederer, Hannover

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Eugen Lederer, Hannover »

Grüß Gott!

Endlich fand ich heute einmal mehr Zeit, um die in vielen Foren diskutierten "nachtodlichen Belehrungen" von Johann Heinrich Jung-Stilling näher anzusehen.

Dabei beschränkte ich mich auf die Rubrik "Theologie"; diese düften wohl einen Theologen zum Verfasser haben.

Was hier zum Priestertum gesagt wird, ist die typische Argumentationskette der Vernunfttheologie. Freilich ist geschichtlich unbestreitbar, daß (was hier am Rande erwähnt wird) früher auch Äbtissinnen bestimmter Orden eine Mitra trugen und den Krummstab in der Hand hielten. Man kann das ja auch heute noch auf vielen alten Portraits bestätigt finden.

Zu sagen ist hierzu, dass natürlich (noch) keine Frauen zum Priesteramt in der Katholischen Kirche zugelassen sind; in der "nachtodlichen Belehrung" wird das als eine Frage der Zeit hingestellt, und ja auch Erzbischof Zollitsch hat sich in ähnlichem Sinne letztes Jahr geäussert .Jedoch faktisch ist in vielen Pfarren bereits eine Pastoralreferentin tätig, die in vielem seelsorgerliche Leistungen erbirngt, und die auch von den Gläubigen voll akzeptiert wird.

In den Niederlanden werden nach offiziösen Statistiken inzwischen schon fast 8o Prozent der katholischen Pfarren (oft Diaspora-Gemeinden) von Pastoralreferentinnen betreut.
Lena

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Lena »

Hallo Eugen Lederer:
In der "nachtodlichen Belehrung" über das Priestertum bei

http://www.uni-siegen.de/~stilling/down ... tertum.pdf

zeigt die Erscheinung aus dem Jenseits ja durchaus Verständnis für den katholischen Standpunkt! Daß früher Äbtissinen für ihre Gemeinschaft gewisse priesterlich Funktionen wahrnahmen, ist ja in der Kirchengschichte als unbestritten.

Eine ganz andere Frage freilich ist, inwieweit diese Praxis mit dem damaligen Kirchenrecht in Einklang stand. Auf dieses Gebiet spezialisierte Experten des kanonischen Rechts verweisen darauf, daß diese Praxis sich gerade in Deutschland contra legem, zumindest aber praeter legem entwickelte und (vor allem dank des Umstands, daß viele Äbtissinnen Schwestern von Bischöfen waren) verbreitete.

Übrigens liegt heute schon ein wichtiger Teil der Seelsorge, nämlich die an Kranken und Sterbenden, in der Hand von Frauen!

Allen liebe Grüße, Lena.
Susanne Helbig

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Susanne Helbig »

Übrigens liegt heute schon ein wichtiger Teil der Seelsorge, nämlich die an Kranken und Sterbenden, in der Hand von Frauen
Das ist in Bezug auf unsere Diözese richtig.
Trotzdem verweigert man aber uns Frauen in diesem Dienst die Diakonatsweihe.
Hier müßte ein Umdenken stattfinden.
Leider sehe ich hierzu keine Asätze.
Und der Jung-Stilling-Geist ist ja :| nicht von unserer Fraktion.
Vielleicht äussert sich aber auc einmal eine Heilige oder ein Heiliger aus dem katholischen Lager zu dieser Thematik.

Gottes Liebe erfülle Euch und auch

Susanne.
Eugen Lederer, Hannover

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Eugen Lederer, Hannover »

5DYAVOSZum Posting von Susanne Helbig

Naja: Jung-Stilling aus dem Jenseits (= der katholische Theologieprofessor Dr. Gerhard Merk, Universität Siegen??)
sagt doch genug!

Besser könnte es auch ein katholischer Heiliger wohl auch nicht ausdrücken!

Gottes Segen im neuen Jahr wünscht allen,

Eugen.
Hannah

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Hannah »

Grüß Gott, lieber Eugen Lederer!

Es gilt als höchst wahrscheinlich, daß hinter allen Pseudonymen der "nachtodlichen Belehrungen" der Professor Gerhard Merk an der Universität Siegen steckt.

Aber wie man bei Google sofort finden kann, ist Professor Merk doppelt studierter *Ökonom* und kein Theologe. Siehe auch

http://www.uni-siegen.de/~merk

Aus seinem dort eingestellten Veröffentlichungs-Verzeichnis ist zu entnehmen, daß Professor Merk einige Arbeiten auch zur Theologie herausgegeben hat. Das läßt vermuten, daß er auch Theologie studiert hat. ---

Was nun die hier zur Aussprache gestellten Meinungen zum Thema "Priestertum" bei

http://www.uni-siegen.de/~stilling/down ... tertum.pdf

anbelangt, so enthalten diese meines Erachtens überhaupt nicht Revolutionäres. Im Grunde genommen denken so viele Katholiken, und selbst der jetzige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat sich ja ähnlich geäussert.

Richtig ist, daß faktisch - in praxi - das Frauenpriesterum grösstenteils eingeführt ist, worauf ja in Beiträgen in diesem Theread auch hingewiesen wird. Ich selbst kenne eine Pfarre, wo eine (übrigens verheiratete) Pastoralreferentin seit Jahren den ganzen seelsorgerlichen "Betrieb" zur Zufriedenheit (fast) aller in Händen hat. Bis auf einige eifrige Beschwerdebrief-Schreiber (leider wohl eher: Schreiberinnen!) wird das auch seitens der diözesanen Verwaltung anstandslos hingenommen, und auf der Dekanatsebene sowieso.

Es wäre nicht das erste Mal, daß in unserer Kirche zunächst einmal eine Sache sich praeter legem einbürgert, die dann eine Legalisierung erfährt.

Viele liebe Grüße, Hannah.
Dominik

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Dominik »

Grüß Gott, Hannah!

Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich ganz Ihre Meinung teile!
Größtenteils ist auch bei uns in der Katholischen Kirche das Priesteramt der Frau faktisch eingeführt.

Dasselbe gilt übrigens auch für die Niederlande.
Dort volzog schon vor Jahren die Trauung der Nichte meiner Frau eine Pastoralreferentin im Rahmen einer von ihr geleiteten Messfeier (ohne Wandlung, aber mit Austeilung der Kommunion).
Im letzten Oktober taufte sie das Kind aus dieser Ehe, auch wieder im Rahmen eines Gottesdienstes.
Als das junge Paar ein Jahr nach der Hochzeit ins eigene Häuschen zog, nahm die Pastoralreferentin die Segnung des Hauses (mit zwei Ministranten) vor.
Ganz nebenbei: die (meisten) Leute nennen sie "Pfarrerin" und sprechen sie so auch an.

Viele Grüße, Dominik.
Studienrätin

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Studienrätin »

Grüß Gott aus Bayern!

Mit Interesse verfolge ich seit einiger Zeit diesen Thread.
Hingewiesen wurde ich dadurch auf den "Autowahn" von Jung-Stilling bzw. seinem Dolmetsch "Freimund Biederwacker". Zu bedauern ist, daß die vielen Anregungen daraus nicht weiterverfolgt wurden; etwa die Deutung der ziellosen Herumfahrerei als vergebliche Suche nach Gott.

Nun hat sich aber die Aussprache dem Thema "Frauenpriestertum" zugeneigt.
Jung-Stilling bzw. sein Sprachrohr "Achtnicht Ihrenhohn" solten hier jedoch ganz klar verstanden werden!
Es handelt sich nicht um Priestertum der Frau, wie wir es in katholischem Verständnis unterstellen.
Vielmehr geht die "nachtodliche Belehrung" vom "allgemeinen Priestertum" aus und lehnt jede Sakramentalität des Priesterberufs ab. Sie sieht vielmehr darin nur eine im Zuge der Arbeitsteilung hervorgegangene Schicht von Amtsträgern.
Hier die wesentlichen Aussagen:

Jeder Christ hat priesterlichen Auftrag

Zuvörderst also, ob als Stand
Die Priesterschaft von GOtt ernannt?
Die Antwort ist ein klares 'nein'!
Das Priestertum ist allgemein
Seitdem bei uns erschienen ist
Als Heiland GOtt in JEsu CHrist,
Der jeden, so getauft auf IHn,
Den Rang des Priesters hat verliehn.

Denn: ohne Mittler kann man beten,
Mit GOtt stracks in Verbindung treten,
Der jedes Bitten stets nimmt wahr:
Direkt, sogleich, unmittelbar.10

Berufen und verpflichtet hat
Der HErr den Christ an SEiner Statt,
In dieser Welt SEin Wort zu säen,
Geschwistern stetsfort beizustehen
In ihren Nöten, ihren Sorgen,
So dass in Liebe sie geborgen.
Denn keiner lebt für sich allein:
Er muss dem andren Stütze sein.11

Berufspriestertum praktisch unumgänglich

Nicht unzulässig ist es zwar,
Dass welche bieten ganz sich dar –
Beruflich sind zum Dienst bestellt –
Und dafür dann erhalten Geld.

Doch stark wächst hierbei die Gefahr,
Dass manche sich drum ganz und gar
Von ihren Pflichten ledig wähnen,
Weil Unterhalt sie zahlen jenen.

Die fest bezahlte Diener-Schicht
Gewiss der Mehrheit Wunsch entspricht.
Auch sehe wohl den Vorteil ich,
Den Arbeits-Teilung bringt mit sich.

Es wäre töricht, zu verkennen,
Dass, wo Berufe sich zertrennen,
Das Können und die Fertigkeit
Vertiefen rasch sich mit der Zeit.12

Dem Bruder, der zum Trost beflissen,
Gebricht es einfach oft an Wissen.
Die Seelenpfleger, Stundenhalter13
Gewählt reihum nach ihrem Alter
In Kreisen meines Heimatlandes –
Oft Leute auch des untren Standes –
Sind meist nicht fähig und beschlagen,
Was sie dem Bruder möchten sagen
Rein sprachlich auch hervorzubringen,
Weshalb ihr Zuspruch muss misslingen.14

Das 'Einerseits' und 'Andrerseits'
Erscheint euch sicher als Gespreiz!
Ihr habt, Herr Achtnicht, recht darin:
Ich kehre drum zum Anbeginn.

Ein Priester-Stand bass widerspricht
Der JEsus-Botschaft; es bleibt Pflicht
Für j e d e n , der getauft in CHrist
Dass er des Nächsten Priester ist.

Aus Gründen doch der Effizienz,
Durchdachter Nutzung des Talents15
Als unbedenklich ich es seh,
Wenn Priestertum wird zum Metier.

Sukzession kann den HEiligen GEIst nicht ersetzen

Mit dieser Antwort hab ich schon
Zurückgewiesen Sukzession,
Die JEsus weder heischt noch will16
Und widerspräche ja auch schrill
Dem HEilgen GEist, den GOtt schenkt frei,
Und den man zaubert nicht herbei
Mit irgendwelchen frommen Riten:
Geist GOttes lässt sich nie gebieten!

Nutzen der Priesterweihe fraglich

Die Priester-Weihe ist ja letzt
Im Grund auf die Idee gesetzt,
Die Gnade GOttes lässt sich zwingen:
Durch äussre Zeichen so bedingen.

Die Zeichen sind ganz sicher richtig,
In vielen Fällen auch sehr wichtig,
Wobei an JEsu Vorbild auch
Ich kurz nur zu erinnern brauch:
Denkt an die Jordantaufe ihr,
Ans letzte Abendmahl auch hier.

Nur sollte man doch nicht vergessen,
Dass stets es liegt ganz im Ermessen
Des HErrn, ob SEine Gnade ER
Bei einer Segnung auch gewähr.

Ein Amts-Gelöbnis feierlich
Erachte angemessen ich;
Von mir aus Auflegung der Hand,
Wenn darin wird nicht mehr erkannt,
Als Einführung ins Priester-Amt
Durch die Gemeinde insgesamt.

Einzelheiten der Amtseinsetzung der Priester

Ihr wollt auch sicher hören jetzt,
Wie Pfarrer in ihr Amt gesetzt?
Dies eine Frage, Achtnicht, ist,
Die nach dem Zeitgeist sich bemisst.

Gemeinden muss es stehen frei,
Was beste Lösung für sie sei
Im Rahmen dessen, was Synoden
Vereint an Laufbahn-Regeln boten.
Als Beispiel gern ich solches nehme
Für kirchen-praktische Probleme.
Was gut war früher, eine Zier,
Kann heut schon überholt sein hier.

Ob Amts-Einsetzung nur auf Zeit,
Ob Haupt-Beruf, ob Teil-Arbeit:
Ob nur auf kleine Gruppen hin
Die Seelen-Pflege bringt Gewinn;
Ob grosse Sprengel besser sind,
Zentral man Vorteil mehr gewinnt;

Ob Pfarrer sich darauf beschränken,
Bestimmten Gruppen zuzuwenden,
Den Kranken etwa, alten Leuten,
Die ganz speziell sie nun betreuten:
Dies alles lässt sich bloss entscheiden
Aufgrund des Zustands in den Zeiten.
Drum ist es falsch, wenn e i n e Form
Für allzeit wird erklärt zur Norm.

Es wäre töricht ohne Frage,
Wenn Lösungen zu meiner Tage –
Geprägt durch Pferde-Post und Wissen,
Das tief noch lag in Finsternissen –
Man überträgt von A bis Zett
Aufs Jetzt, bestimmt durchs Internet....


Beachtet werden sollte hier auch die Stellung von Jung-Stilling bzw. "Achtnicht Ihrenhohn" zur apostolischen Sukzession, die als entbehrlich, überflüssig angesehen wird.

Zusammenfassend: hier wird das Priestertum (ob Mann oder Frau) von Grund auf anders gesehen wie im katholischen Denken -- oder zumindest im Mainstream des katholischen Denkens.

Viele Grüße, Studienrätin.
Evamaria

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Evamaria »

Liebe Studienrätin,

so neu sind diese Gedanken ja auch nicht: sie wurden im katholischen Raum schon seit der letzten Jahrhundrtwende diskutiert.

In der Tat: warum kann nicht (vorerst noch lediglich ein Mann) für einige Jahre Priester sein, um dann zu heiraten und eine Familie zu gründen?

Warum können nicht ältere Männer (ich denke da konkret an pesnsionierte Akademiker) noch einige Jahre ihres Lebens als Priester wirken, zumal sie eine lange Lebens- und Berufserfahrung einbringen können?

Ich glaube, es ist höchste Zeit, daß dies offen in unserern Gremien diskutiert wird.

Was meinen andere Besucher dieses Forums dazu?

Gottes Segen wünscht allen, Evamaria.
Susanne Helbig

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Susanne Helbig »

In der Tat: warum kann nicht (vorerst noch lediglich ein Mann) für einige Jahre Priester sein, um dann zu heiraten und eine Familie zu gründen? Warum können nicht ältere Männer (ich denke da konkret an pesnsionierte Akademiker) noch einige Jahre ihres Lebens als Priester wirken, zumal sie eine lange Lebens- und Berufserfahrung einbringen können?
Ja: warum eigentlich nicht? Das frage ich mich auch!
In einigen Diözesen der USA werden ältere, aus dem Berufsleben ausgeschiedene Männer schon seit vielen Jahren zu Diakonen geweiht und in den Dienst der Seelsorge und Sakramentenspendung eingegliedert.

Bei uns hier in Wien erregte der Fall des Ökonomieprofessors Otto Weinberger um 1950 grosses Aufsehen, der mit 70 Jahren ohne vorausgegangenes Theologiestudium, Seminar usw. zum Priester geweiht wurde.

Übrigens schlug der in Wien lehrende Theologieprofessor Albert Ehrhard (er war, soviel ich weiß, gebürtiger Elsässer) in seinem seinerzeit viel beachtetem Buch: "Der Katholizismus und das zwanzigste Jahrhundert" schon um 1900 solche Massnahmen vor. Bei uns in Wien wurde das Buch leider verketzert, und erst der deutsche Bischof von Rottenburg gab die (damals erforderliche) kirchliche Druckgenehmigung.

Gottes Geist gebe uns allen Einsicht und Mut zu neuer Gestaltung des seelsorgerischen DIenstes!

Susanne Helbig.
Kirchentreuer

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Kirchentreuer »

Also bitte, meine Damen:

Es kann doch nicht ein Mann, der verheiratet war oder gar noch ist und der Kinder gezeugt hat, die Priesterweihe empfangen!
Das katholische Volk würde einen solchen Seelsorger nie anerkennen.
Immerehin ist bei uns doch das Priesterum genuin mit dem Zölibat verbunden.
Es wundert mich, wie sich in diesem Thread sich Katholiken von Jung-Stilling, einem calvinistischen Eiferer und Gespensterseher, beeinflussen lassen.

Kirchentreuer.
Hubert

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Hubert »

Lieber Herr Kirchentreuer:

Das haben Sie sehr gut gesagt!
Ja: zurück ins Mittelalter.
Und zum Teufel mit der Jung-Stilling-Reimerei aus dem calvinistischen deutschen Siegerland.

Hubert (Weihbischof Wagner/Linz-Fan)
Dominik Stehle

Re: Zu den "nachtodlichen Belehrungen" Jung-Stillings

Beitrag von Dominik Stehle »

Und zum Teufel mit der Jung-Stilling-Reimerei aus dem calvinistischen deutschen Siegerland.
Lieber Herr Hubert:

Als Verfasser aller "nachtodlichen Belehrungen" gilt bisher unbestritten der in Siegen lehrende Universitätsprofessor Dr. Gerhard Merk. Er leitet dort auch das "Forschungsvorhaben Jung-Stilling" und hat ein Dutzend Werke von Johann Heinrich Jung-Stilling neu ediert.

Merk aber ist katholischer Konfession, wie Sie durch Suche bei Google, aber auch auf dessen HP leicht herausfinden können.

Nebenbei: ich halte die in der "nachtodlichen Belehrung" geäusserten Anschauungen "Zum Priestertum" für durchaus praktikabel und kann hier keinen Widerspruch zur Heiligen Schrift erkennen. Daß (um auf den Beitrag von Herrn "Kirchentreuer" einzugehen) ein verheirateter Priester von den gläubigen Katholiken nicht anerkannt werden würde, glaube ich nicht. Auch vermag ich nicht einzusehen, warum "das Priesterum genuin mit dem Zölibat verbunden" sein sollte.

Mit besten Grüssen, Dominik Stehle.
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