Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

(insbesondere Sakramentenrecht)
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Michaela

Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Michaela »

Ich würde gerne wissen ob an ein Kind auch 2 mal Taufen kann. Uns sind beide Religionen wichtig und wir möchten ihm beide zeigen, vielleicht möchte oder kann er sich dann mit 18 eine aussuchen oder er behält beide?? Geht das überhaupt??

lg michaela
Engelbert Frank

Re: Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Engelbert Frank »

Im persönlichen Glauben kann jemand die Grenzen zwischen den christlichen Kirchen überschreiten und sich Glaubensinhalte verschiedener Kirchen zu eigen machen. Es gibt ja auch in den nichtkatholischen christlichen Kirchen viel Gutes und Wahres.

Kirchenrechtlich (zumindest nach dem Recht der katholischen Kirche) kann es aber eine volle Doppelmitgliedschaft mit allen Rechten und allen Pflichten in zwei Kirchen nicht geben. Will ein katholischer Christ gleichzeitig auch voll einer nichtkatholischen Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft angehören, muss er auch ihre Lehre und ihre Organisation (die von der katholischen Lehre oder Organisation abweichen) akzeptieren. Damit steht er aber nicht mehr in der vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche.

Mit der Taufe wird man, zumindest nach katholischer Auffassung, in eine bestimmte christliche Kirche eingegliedert, und zwar hängt das bei der Kindertaufe vom Willen der Eltern und bei der Erwachsenentaufe vom Willen des Täuflings selbst ab. Die Kirchenzugehörigkeit kann also aus katholischer Sicht bei der Taufe nicht offenbleiben.

Obwohl die Eltern für ihr Kind bei der Taufe eine christliche Kirche bestimmen müssen, können sie ihm trotzdem bei der Erziehung auch den Glauben einer zweiten christlichen Kirche nahebringen. Sobald das Kind ein gewisses Alter erreicht hat, kann es dann selbständig entscheiden, ob es in der von den Eltern bestimmten Kirche bleiben oder einer anderen Kirche beitreten möchte. Voraussetzung für eine Entscheidung ist, dass Ihr Kind überhaupt eine christliche Kirche kennen gelernt hat. Denn wie soll es sich für oder gegen etwas entscheiden, was es gar nicht kennt.
Francisco

Re: Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Francisco »

Ein Freund ist Grieche und möchte, daß ich - (meine Konfession römisch-katholisch) - der Taufpate seines Sohnes werde. Der Haken ist, dass nicht er, aber seine Familie eine Taufe nach griechisch-orthodoxen Glauben für das Kind wünschen, was meines Erachtens nicht weiter problematisch wäre, wenn ich mindestens die Sprache könnte, um während der Zeremonie dem Geistlichen antworten zu können - so wurde es mir berichtet. Könnte es sein, dass ich sogar die gleiche Konfession (griech.-ortho) haben müßte?
Da die beiden Kirchen doch sehr ähnlich sind, hatte ich gehofft, dass es hierfür eine Lösung in der Praxis gibt.

Wer kann mir zu dieser Fragestellung mit fundierten Antworten helfen?

Danke
Michael
Arletta Bolesta

Re: Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Arletta Bolesta »

Bei diesem Problem soll man nach CCEO greifen. Ich werde mich nur auf wichtigste Canonen beziehen. Diese Person darf Taufpate sein, die: solche Sakramenten, wie: Taufe, Konfirmation und Eucharistie empfaengt hat(can. 685 Paragraf 1 Nr. 1); die Katholik ist ( Nr 2); die diese Aufgabe erfuellen will (Nr. 3); die von z.B. den Eltern eines Kindes, das Taufe empfaengen wird, angesetzt wird (Nr. 4); die nicht Vater, Mutter, oder Ehemann vel Ehefrau einer Person ist, die Taufe empfaengen wird (Nr. 5); die nicht mit einer kirchlichen Strafe gebunden ist, also die Taufpate sein darf (Nr. 6). Der Taufpate soll auch entsprechendes Leben fuehren und entsprechendes Alter haben, das partikulariches Recht regelt (can. 685 Paragraf 2).

Dabei sind auch wichtige Aufgaben, die vor Ihnen stehen: Sie sollen diese Person bei religioesem Leben begleiten, sie sollen sich auch darum bemuehen, dass die getaufte Person christliches Leben fuehrt und Pflichte erfuellt, die aus diesem Sakramenten stammen (can. 684 Paragraf 2 CCEO).
Engelbert Frank

Re: Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Engelbert Frank »

@ Francisco

Die Antwort auf Ihre Frage ist in dem "Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus" des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen vom 25.03.1993 zu finden.

In dem Direktorium heißt es: "Pate bei einer Taufe in einer orthodoxen Kirche des Ostens zu sein, ist einem Katholiken nicht untersagt, wenn er zu der Taufe eingeladen wird. In diesem Fall kommt die Verpflichtung, über die christliche Erziehung zu wachen, an erster Stelle dem Paten (oder der Patin) zu, der Mitglied der Kirche ist, in der der Täufling getauft wird" (Nr. 98b).
Nikolaj Thon

Re: Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Nikolaj Thon »

Wenn ich die Fragestellerin richtig verstanden habe, geht es darum, ob sie als römische Katholikin bei einer orthodoxen Taufe als Patin fungieren kann. Dies ist vom orthodoxen Kirchenrecht prinzipiell zu verneinen: Der Pate muss i.d.R. der Orthodoxen Kirche angehören, da er ja auch die Verantwortung für die zukünftige Erziehung des Täuflings im orthodoxen Glauben (mit-)übernimmt.
Ob gegebenenfalls ein Priester im Sinne der Oikonomia anders entscheidet und doch einen Nicht-Orthodoxen zum Patenamt zulässt, soll nicht generell ausgeschlossen sein, ist aber eher nicht zu erwarten und vom streng kirchenrechtlichten Standpunkt aus nicht vorgesehen.
Manchmal wird allerdings der Kompromiss in der Praxis angewandt, dass neben einem orthodoxen Paten noch ein zweiter nicht-orthodoxer dabei ist, der zumindest nach dem Erscheinungsbild, nicht aber im rechtlichen Sinne auch als Pate fungiert.
Stefanie

Re: Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Stefanie »

hallo.. ich möchte bald heiraten bin allerdings evangelisch und mein freund ist griechisch-orthodox können wir kirchlich mit beiden religionen heiraten oder müßte ich mich orthodox taufen lassen? und wenn ja weiß einer wie das abläuft? was man für schritte einleiten muß und an wen man sich da am besten wendet?
Arletta Bolesta

Re: Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Arletta Bolesta »

Guten Tag,
am besten waere es, wenn Sie und Ihr Partner zu Ihren Vertretern der Kirchen gehen werden.

Jedoch moechte ich kurz bemerken, dass Sie sich nicht orthodox taufen muessen, um die Ehe mit Ihrem Partner zu schliessen.
Nikolaj Thon

Re: Katholisch und griechisch-orthodox taufen???

Beitrag von Nikolaj Thon »

Ausgehend davon, dass Sie in Deutschland heuraten wollen, darf ich auf folgende kirchenrechtliche Aspekte hinweisen:

1. durch die Unterzeichnung der gegenseitigen Taufanerkennung in Magdeburg 2007 hat auch die Orthodoxe Kirche in Deutschland (vertreten dabei durch den Verband der Diözesen, die Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland, und konkret deren Stellvertretenden Vorsitzenden, Erzbischof Longin von Klin) die Taufen, die in der Evangelischen Kirche in Deutschland gespendet werden, anerkannt, d.h. ein evangelischer Christ bzw. eine evangelische Christin müssen (selbst bei einem Übertritt zur Orthodoxen Kirche) nicht getauft werden.

2. sakramentale Eheschließungen zwischen orthodoxen und evangelischen (wie auch römisch-katholischen, altkatholischen usw.) Christen (zumindest der "traditionellen" Konfessionen) sind generell möglich, ohne dass der nicht-orthodoxe Partner zur Orthodoxie konvertiert.

3. zwischen der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland / Verband der Diözesen und der Evangelischen Kirche in Deutschland wurde bereits am 5. Dezember 2002 eine Vereinbarung "Ehen zwischen evangelischen und orthodoxen Christen und Christinnen - Hinweise zum gemeinsamen seelsorglichen Handeln unserer Kirchen in Deutschland" unterzeichnet, die recht detailliert Antwort auf Fragen zu solchen Eheschließeungen gibt (vgl. den Wortlaut auf der Seite: http://www.kokid.de unter "Dokumente" - "Ökumenische Dialoge").
Grundsätzlich gilt - wie dort unter Absatz 4 gesagt: "Eine gemeinsame kirchliche Trauung, fälschlicherweise oft 'ökumenische' Trauung genannt, ist zwischen evangelischen und orthodoxen Brautleuten nicht möglich. Das heißt auch, dass eine Vermischung der Trauriten nicht sinnvoll ist. Deshalb sollen sich die Brautleute für eine Form der Eheschließung entscheiden. Eine Trauung erst in der einen, dann in der anderen Kirche, eine sogenannte Doppeltrauung, soll nicht in Betracht gezogen werden. Wenn es aus pastoralen Gründen gewünscht wird und sinnvoll erscheint, ist ein gemeinsames kirchliches Handeln möglich. Der Rahmen dafür wird in Form einer freien Übereinkunft zwischen den Pfarrämtern und den Brautleuten verabredet." D.h. der Geistliche der anderen Konfession als derjenigen, die die Trauung durchführt, kann vor oder nach der eigentlichen Trauhandlung durch ein gruß- oder Segenswort, eine Ansprache o.ä. mitwirken.
Es gilt allerdings zu beachten (dort Abs. 2): "Die orthodoxe Kirche zählt die Krönung zu den Mysterien (Sakramenten). Deshalb ist nach ihrer Auffassung die Trauung durch einen orthodoxen Priester das Gegebene.
Die evangelische Kirche sieht den besonderen Wert der kirchlichen Trauung im Bekenntnis zur Ehe als Gottes Stiftung auf Lebensdauer, in der Verkündigung des Wortes Gottes und im Zuspruch des Segens. Diesen wesentlichen Gehalt erblickt die evangelische Kirche auch in dem Traugottesdienst der orthodoxen Kirche. Die orthodoxe Kirche würdigt die evangelische Trauung als ein geistliches Spezifikum westlicher kirchlicher Tradition. Aufgrund dieser unterschiedlichen Gewichtung ist im Augenblick eine gegenseitige Anerkennung der kirchlichen Trauung nicht möglich".

Die konkrete Form der Mitwirkung des evangelischen Pfarrers bei einer orthodoxen Trauung sollte rechtzeitig mit dem orthodoxen Priester, der die Trauung vollzieht, abgestimmt werden.


Zuletzt als neu markiert von Anonymous am Montag 4. Mai 2009, 21:38.
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